Wenn das Pferd mäkelig frisst, türmen sich schnell diverse Eimer und Tüten in der Futterkammer. Futtermittel werden nur noch danach ausgewählt, dass Herr oder Frau Pferd es auch ja lecker findet.
Dabei gibt man ja gerade diese Futterzusätze aus bestimmten Gründen! Denn entweder, diese sollen Nährstoffe ergänzen, die im Heu zu wenig enthalten sind oder / und diese Zusätze werden gegeben, weil der Gesundheitszustand des Pferdes dies erforderlich macht. Besonders schwierig wird es gar bei Pferden mit Magenproblemen: Diese Pferde sind meist ganz besonders mäkelig, brauchen aber unbedingt diesen oder jenen Futterzusatz. Und so wird probiert und probiert und probiert - und ständig verweigert das Pferd wieder sein Futter...
1. Das richtige Krippenfutter zum Untermischen
Zunächst benötigt man also ein "Krippenfutter" zum Untermischen der nötigen Zusätze, das das Pferd wirklich gerne mag und das auch von der Struktur her geeignet ist, darin die Zusätze zu "verstecken". Es lohnt sich durchaus, erst einmal die Geschmacksvorlieben des Pferdes genauer kennenzulernen: Mag es vielleicht besonders gerne z.B. Minze oder Oregano? Oder steht es eher auf Möhren oder Äpfel oder Bananen? Mag es lieber trockenes Futter? Oder gerne auch eingeweichtes Futter? Welche fertige Mischung mag es besonders gerne?
Welche Art von Krippenfutter kommt in Frage?
Einige Futtermittel liegen in Pulverform vor. Das machen wir nicht so, weil wir uns das Pressen sparen wollen! Das hat jeweils gute Gründe: Auch beim Kaltpressen entsteht eine gewisse Reibungswärme und diese reicht schon aus, dass besonders empfindliche Inhaltsstoffe an der Pelletoberfläche davon geschädigt werden könnten. Gerade bei sehr konzentrierten Futtermitteln mit sehr hohen Vitamin- und / oder Aminosäuregehalten sind darum Pulver oder aber sehr große Pellets (die man dann aber nicht irgendwo einmischen kann) einfach schonender für die Inhaltsstoffe. Aber ein Pulver mischt sich natürlich nicht mit einem grobstrukurierten Futter, sondern bleibt dann im Eimer / Trog liegen. Man braucht also ein Futter, in dem man Pulver ohne "Entmischung" verstecken kann:
- Eingeweichte Heucobs sind die wohl kostengünstigeste und gesündeste Grundlage, um Pulver einzumischen. Manchen Pferden sind eingeweichte Heucobs jedoch zu "langweilig" und man muss ein bisschen was Leckeres untermischen. Manchmal reicht eine Hand voll Hafer aus, manchmal ein bisschen getreidefreies Mash (das gleich mit den Heucobs zusammen eingeweicht wird) oder aber ein bisschen Malzbier oder ein kleines bisschen vom Lieblingsmüsli. In der Regel mögen Pferde es nicht gerne, wenn Heucobs mit zu viel Wasser angemischt werden. Die Heucobs sollten nicht "patschig" sondern locker-fluffig sein. Und die entsprechenden Futterzusätze rührt man am besten erst direkt vor dem Verfüttern unter.
- Viele Pferde mögen getreidefreies Mash lieber als eingeweichte Heucobs. Auch dies ist eine gute Möglichkeit, Pulver ins Pferd zu bekommen!
- Es gibt jedoch Pferde, die eingeweichte Futtermittel nicht mögen. Und manchmal ist es nicht möglich, dies vorzubereiten (ich selber weiche die Heucobs übrigens immer einfach in der Küche ein und nehme sie dann eingeweicht mit, wenn ich zu den Pferden gehe). Wenn eingeweichte Futtermittel also nicht in Frage kommen, dann braucht man ein feinstrukturiertes Futter, aus dem Pulver nicht aussortiert werden kann. Da gibt es von verschiedenen Herstellern Heu- oder Wiesenfasern, die fein genug sind. Sehr gut kann man aber auch das Linufix nutzen.
- All diese Dinge kann man auch mit ein wenig Lieblings-Müsli des Pferdes mischen (JA! Auch das "fiese" Müsli, von dem man eigentlich gerade wegmöchte, wird in kleiner Menge in aller Regel nicht schaden. Die Menge macht es!). Dabei aber immer darauf achten, ob dem Müsli auch noch Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt sind - dann bitte wirklich nachwiegen! Denn dann kann es leicht passieren, dass man durch die Gabe von Mineralfutter UND mineralisiertem Müsli das Pferd in einigen Bereichen überversorgt. Eine Hand voll fällt meist nicht ins Gewicht, bei größeren Mengen muss man rechnen.
- Wenn man nun ein Krippenfutter gefunden hat, das das Pferd gerne mag und das gut in die gesamte Ration passt, sollte man AUF
GAR KEINEN FALL einen neuen Futterzusatz (Kräuter, Mineralfutter o.a.) gleich in voller Dosierung untermischen. Viele Pferde reagieren dann sehr irritiert und oft ablehnend auf den neuen, dann ZU intensiven Geschmack. Und wenn man Pech hat, ist das Pferd quasi so "geschockt", dass es in Folge weder das vorher beliebte Krippenfutter noch das neue Mineralfutter wieder anrührt. Im Extremfall hat man sein Pferd so vergrault, dass es noch nicht einmal wieder aus dem Eimer fressen mag, mit dem es (aus seiner Sicht) nun so schlechte Erfahrungen gemacht hat. Pferde verknüpfen sehr schnell alles mögliche miteinander und diese Verknüpfungen muss man nun wieder lösen.- JEDES neue Futtermittel sollte sicherheitshalber immer erst in kleiner Menge gegeben werden, damit sich das Pferd an den neuen Geschmack erst gewöhnen kann. Gegebenenfalls muss man auch die Menge des Krippenfutters erhöhen, um den Futterzusatz mehr zu "verdünnen". Denkt daran: Es ist wohl weit weniger schlimm, wenn Euer Pferd ein paar Gramm mehr Futter bekommt, als wenn es bestimmte nötige Futterzusätze nicht aufnimmt. Bei Medikamenten, die ja in bestimmten Dosierungen gegeben werden müssen und nicht "eingeschlichen" werden können, muss man entsprechend u.U. die Menge des Krippenfutters erhöhen um den Geschmack zu mildern.
2. Was tun, wenn es mit dem neuen Zusatz schon schief gelaufen ist?
- Erst einmal werden dann für ein paar Tage alle Zusätze weggelassen und das Krippenfutter wird pur gegeben. Falls das Pferd nun auch das Krippenfutter alleine nicht mehr anrührt, lohnt es sich, es mal mit einem anderen Eimer zu probieren. Oder man muss etwas ganz besonders Leckeres dazugeben, damit das Pferd erst mal wieder Vertrauen zum Futter bekommt.
- Danach beginnt man dann wie oben beschrieben neu, das Pferd an das Futter zu gewöhnen.
- Sollte partout die Fütterung von Pulver nicht möglich sein, so helfe ich gerne, eine Alternative zusammenzustellen. Manchmal macht es Sinn, ein rel. einfaches, pelletiertes Mineralfutter zu geben und B-Vitamine und / oder Aminosäuren extra zuzugeben. Das reduziert schon mal die Pulvermenge. Sprechen Sie mich dazu gerne an!
3. Was ist noch wichtig?
- Pferde lesen uns GANZ genau! Sie werden schon misstrauisch, wenn wir damit rechnen, dass unser Pferd mäkeln KÖNNTE! Das sehen sie uns ja an! Manchmal ist es also besser, das Pferd von einer neutralen Person füttern zu lassen.
- Gerade bei Jungpferden hilft es manchmal auch, wenn sie sehen, dass die anderen Pferde das Futter aber sehr lecker finden.
- Bei sehr mäkeligen Pferden sollte man durchaus mal schauen, ob es evtl. Hinweise auf Magenprobleme gibt.
- Das Pferd soll sich natürlich in der Futtersituation wohl fühlen. Manchmal wird auch der Platz, an dem gefüttert wird, sehr ungünstig gewählt.
- Besonders nach Stallwechseln werden Pferde oft plötzlich mäkelig. Hier muss man natürlich zum einen an den Magen denken, zum anderen aber muss man schauen, ob das Pferd genug Ruhe zum Fressen hat. Oft hilft es, in Sichtweite der übrigen Herde zu füttern.
Und nun wünsche ich Euch / Ihnen ein entspanntes Füttern!