Eines Tages im Spätsommer stach es mir plötzlich ins Auge: Da war Mutterkorn an den Wiesengräsern direkt am Rand neben meiner Weide! Von Getreide kannte ich das ja - aber an Wiesengräsern?
Darüber hatte ich mir bis dahin noch keine Gedanken gemacht. Also begann ich ein wenig zu recherchieren: Ja, nicht nur Getreide, auch andere Gräser werden von Mutterkorn befallen.
Und offenbar ist Mutterkornbefall an überständigem Gras gar nicht mal so selten. Nur liest man darüber trotzdem erstaunlich wenig. Die Informationen, die ich zu Mutterkorn auf der Wiese fand, waren auch sehr spärlich.
Was ist Mutterkorn?
Als Mutterkorn wird das Sklerotium (verhärtete Dauerform) des Mutterkornpilzes (Calviceps purpurea) bezeichnet. Dieser Pilz befällt also vor allem Getreide, aber auch andere Gräser.
Während der Getreide- und Gräserblüte verbreiten sich die Sporen durch dem Wind. Die Hyphen (also fadenförmigen Zellen des Pilzes) dringen in den Fruchtknoten der Gräserblüte ein. Der Pilz bildet dort zunächst ein Pilzmyzel (Geflecht), das dann annähernd zur gleichen Zeit wie die Samen in der Ähre zum Sklerotium (also zum Mutterkorn) reift. Später fällt es aus der Ähre heraus und überwintert auf dem Boden. (In dieser Darstellung habe ich der Einfachheit halber einige Entwicklungsschritte übersprungen. Ich möchte es hier nicht zu kompliziert machen...).
Das Mutterkorn ist länglich und ähnlich geformt wie ein Getreide- oder Gräsersamenkorn. In der Ähre fällt es meist dadurch auf, dass es dunkel gefärbt und etwas größer ist als die jeweiligen Samen. Das Innere des Mutterkorns ist hell, fast weiß.
Diese (zwar vereinfachte, trotzdem ein wenig biologische) Erklärung ist wichtig, um deutlich zu machen, wann und wo Mutterkorn zu finden sein könnte: Nämlich an Gräsern nach der Blüte, also ab ca. Juli bis ca. September. Betroffen sind folglich vor allem Flächen mit überständigem Grasbestand. Besonders in Heulage (bzw Silage) von solchen Flächen sind dann ebenfalls die giftigen Sklerotien enthalten. Bei der Heugewinnung dagegen fallen viele Mutterkörner während des Wendens des schon recht trockenen Grases aus den Ähren aus, so dass das Risiko von Vergiftungen zwar reduziert, aber nicht ausgeschlossen ist.
Mutterkorn enthält giftige Alkaloide, die vielfältige Probleme verursachen können. Zu den durch Mutterkorn verursachten Vergiftungssymptomen gehören z.B. Durchfall, Nekrosen an den Gliedmaßen, Lahmheiten und einiges mehr.
In der Futtermittelverordung ist festgelegt, dass Futtermittel nicht mehr als 0,1 % Mutterkorn enthalten dürfen. Das sind also 1 g Mutterkorn pro kg Futter. In dieser Dosierung soll es unbedenklich sein. Im Lebensmittelbereich gilt für Mutterkorn in Getreide jedoch der Grenzwert 0,05 %. Ob es möglich ist, dass Pferde tatsächlich diese Menge an Mutterkorn auf der Wiese aufnehmen, kann ich nicht sagen. Auf der Seite „Giftpflanzen für Pferde“ las ich, dass bereits 20 Sklerotien (also Mutterkörner) zu Vergiftungserscheinungen führen können. Damit sind jedoch die größeren Sklerotien aus Getreideähren gemeint. Über die Gefahr auf Pferdewiesen konnte ich eher wenig Informationen finden. Offenbar ist Mutterkorn auf Wiesen in der Pferdehaltung bisher kein großes Thema. Trotzdem: Mutterkorn ist stark giftig. Und es ist auf Pferdeweiden zu finden. Aber auch, wenn die kritische Dosis vermutlich auf der Wiese nicht erreicht wird: Ich denke, es ist gut und wichtig, doch einmal genauer hinzuschauen. Vielleicht ist manchmal dann doch das Mutterkorn einer der Punkte, die „das Fass zum Überlaufen bringen“.
www.pflanzenkrankheiten.ch/index.php/de/Krankheiten-an-kulturpflanzen/getreidemais/roggen/82-mutterkorn-claviceps-purpurea-sc
(Redaktion Pflanzenkrankheiten, Schubiger Franz Xaver)
de.wikipedia.org/wiki/Mutterkornpilz
www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?clinitox/toxdb/pfd_011.htm?clinitox/pfd/toxipfd.htm
(Institut für Vetirinärpharmakologie und -toxikologie, Schweiz)
www.giftpflanzen-fuer-pferde.de/Mutterkorn.htm
(Dietbert Arnold)
Ganz herzlich möchte ich mich für die Fotos bedanken bei
Andreas Kögel, Wulfsoder Weg 1, 21386 Betzendorf
Atelier für Gestaltung, www.heideknipser.de
Das Copyright für die Fotos liegt bei Andreas Kögel, Betzendorf
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