Sapodoris fürs Pferd
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Über diese Frage wird viel geschrieben und viel diskutiert. Da ist die Rede von "Nur täglich 24 Stunden Heu zur freien Verfügung ist eine wirklich artgerechte Fütterung!" bis hin zu "Mehr als 1 bis 1,5 kg Heu / 100 kg Körpergewicht darf man nicht füttern." 

So unterschiedlich wie die Mengenangaben, so unterschiedlich auch die Fütterungsmethoden: 

worauf achtenHeu kann nicht nur sehr unterschiedlich aussehen, auch die Inhaltsstoffe variieren stark!

Manchen Pferden wird 1-2 x täglich "nach Gefühl" ein Berg Heu in die Box geworfen, für andere Pferde wird genauestens abgewogen und die Ration in möglichst viele kleine Mahlzeiten aufgeteilt, wieder andere haben einfach eine ständig gut gefüllte Heuraufe im Offenstall stehen. Es gibt Futterautomaten, Heunetze, HeuToys, Heukarusells und Heubälle - alles in dem Bestreben, das Pferd so artgerecht wie möglich zu ernähren.Auch ich werde sehr häufig gefragt: "Wieviel Heu soll man denn nun füttern?" Tatsächlich kann ich darauf keine pauschale Antwort geben. Denn wieviel Heu ein Pferd fressen darf / sollte hängt von vielen Faktoren ab - allen voran vom Energiegehalt des Heus und dem individuellen Bedarf des Pferdes. Und bei beidem gibt es eine enorm große Spannbreite.

Geht man von den Tabellen im Meyer / Coenen (Pferdefütterung, 5. Auflage) zu den Energiegehalten in Heu aus und berechnet dann anhand der Empfehlungen der GfE (von 2014) zur Energieversorgung die zu verfütternde Heumenge für ein Pferd im Erhaltungsbedarf, so variieren die Mengen zwischen ca. 1,14 kg und 1,8 kg / 100 kg Körpergewicht - je nach Erntezeitpunkt des Heus und Energieumsatz des Pferdes.

Bemüht man nun wiederum ein paar Zahlen, so kommt man bei oben genannten Heumengen auf Fresszeiten für ein 500 kg-Pferd von nur ca. 4 bis zu knapp 7 Stunden. Natürlich sind das rein theoretische Zahlen: Manche Pferde fressen langsamer, andere schneller und teilweise gelingt es, die Fresszeiten durch Heunetze usw zu verlängern. Trotzdem: Im Mittel wären die Pferde also nur ca. 5,5 Stunden damit beschäftigt, dieses Heu zu fressen. Nun kann man noch bis zu einem Drittel Stroh zur Raufutterration zurechnen (aber Achtung: Auch Stroh kann einiges an Energie enthalten, dieses muss u.U. von der Heumenge wieder abgezogen werden!). Trotzdem sieht man schnell: So passt das nicht wirklich! Die Gesamtfresszeit bleibt zu kurz! Die Leitlinien zur Pferdehaltung schreiben zu Recht vor, dass den Pferden 12 Stunden täglich Raufutter zur Verfügung stehen muss. Und diese Zeit ist noch knapp bemessen, denn in der Natur würden Pferde bis zu ca. 16 Stunden täglich fressen.

Wie realistisch sind diese Zahlen?

winterSo wird natürlich mehr Energie verbrannt als bei Pferden, die warm eingepackt im Stall stehen!Im Vergleich zu früher müssen vor allem Freizeitpferde heute deutlich weniger arbeiten, verbrauchen also nicht viel Energie - benötigen aber trotzdem zur Gesunderhaltung entsprechende Kauzeiten. Als sehr gute Lösung hat es sich erwiesen, das "Übel an der Wurzel" zu packen. Das Heu, wie im Meyer / Coenen beschrieben, ist also zu energiereich für die meisten unserer Pferde. Als Schnittzeitpunkte für Heu werden angegeben: Im Ähren- und Rispenschieben / vor der Blüte / in der Blüte / zum Ende der Blüte. Je später nun aber gemäht wird, umso energieärmer wird das Heu gewöhnlich sein. Darum wird vielfach heutzutage auch nach der Blüte / in Samenreife oder gar nach Samenreife gemäht.

Und so sehen die Energiegehalte im Heu doch oft glücklicherweise ganz anders aus als oben beschrieben. Heulieferanten stellen sich immer mehr darauf ein, dass Pferdehalter energiearmes Heu für ihre Pferde wünschen, um ausreichend lange Fresszeiten anbieten zu können. Natürlich ist Heugewinnung immer wetterabhängig und nicht alles gelingt, wie man es gerne hätte. Solch spät geerntetes Heu kann aber durchaus schon mal so energiearm sein, dass man theoretisch sogar 3 kg / 100 kg KG in Erhaltung anbieten könnte (bitte aber auf keinen Fall Heu ungeprüft in solchen Mengen an tendenziell zu dicke Pferde verfüttern! Es KANN so energiearm sein - es kann aber auch ganz anders aussehen!).

Spät geerntetes Heu bietet nicht nur den Vorteil, dass es energieärmer ist, auch verlängert sich die Fresszeit durch die gröbere Struktur. Aber auch hier sollte man nicht übers Ziel hinausschießen! Denn je später nach der Blüte das Heu gemäht wird, umso stärker steigt oft auch der Keimgehalt. Die Futterhygiene darf man also nicht einfach außer Acht lassen. Auch kann es passieren, dass bei ZU später Ernte von unten schon wieder frisches, energiereiches Gras nachwächst. Außerdem ist zu beachten, dass bei nach der Blüte gemähtem Heu der Gehalt an dünndarmverdaulichem Eiweiß sehr schnell sinkt, so dass unter Umständen der Bedarf des Pferdes nicht mehr gedeckt wird. Zu diesem Thema habe ich hier etwas geschrieben: Gefährliches Eiweiß?

Tabellenwerte aus Büchern und Realität sehen also manchmal ganz unterschiedlich aus. Es lohnt sich unbedingt, gerade bei übergewichtigen Pferden den Energiegehalt des Heus zu kennen, um so sinnvolle Rationen gestalten zu können. Dazu kommt noch, dass Pferde sehr unterschiedlich gehalten werden. Pferde im Offenstall verbrauchen (sofern sie sich dort wirklich bewegen) mehr als Boxenpferde. Bei unterschiedlichem Wetter wird unterschiedlich viel Energie verbraucht, Pferde werden unterschiedlich viel bewegt, an Hangkoppeln wird mehr Energie verbraucht als auf ebenen Flächen, manche Pferde bekommen neben dem Heu noch anderes Raufutter oder auch Kraftfutter, ein gute trainiertes Pferd hat einen höheren Grundumsatz als ein wenig bemuskeltes Pferd. Man sieht also: Eine pauschale Mengenempfehlung, ohne die Gegebenheiten zu kennen, ist gar nicht möglich!

Und warum ist das alles nun so wichtig?

fresspausenEs ist oft nötig und sinnvoll, die Fressdauer durch Heunetze zu verlängern.Den meisten Pferdehaltern ist bewusst, dass die Fresspausen der Pferde nicht länger als 4 Stunden andauern sollten. Hier gibt es viele kreative Ideen, wie man bewerkstelligen kann, dass die Pferde zwar nicht zu dick werden - trotzdem aber keine lange Fresspausen haben. Denn wie oben gesehen, können Pferde bei Fütterung von unpassendem Heu u.U. schon bei 1,5 kg / 100 kg KG dick werden.

Also geht man dazu über, viele kleine Mahlzeiten zu reichen. In so manch einem Stall sind Futterautomaten so eingestellt, dass die Pferde zwar keine langen Fresspausen haben, aber die einzelnen Mahlzeiten sind so knapp bemessen, dass den Pferden nur eine Tages-Gesamtfresszeit von 4 bis 5 Stunden / Tag geboten wird. Viel zu häufig höre ich von nur 20-30 Minuten Fresszeit pro Mahlzeit und dann ist wieder über 3 - 4 Stunden Pause. Das geht einfach nicht! Und tatsächlich entsprechen solche Fütterungstechniken auch absolut nicht den Leitlinien zur Pferdehaltung! Diese Pferde leiden hochgradig unter Stress und werden krank. Man darf zwar gerne die Fresszeiten durch verschiedene Maßnahmen verlängern (engmaschige Heunetze usw), aber nie darf man langfristig die Gesamtfresszeit und die Dauer der einzelnen Futterrationen kürzer halten, als es der Natur des Pferdes entspricht! (Kurzzeitig kann dies natürlich im Krankheitsfall mal nötig sein.)

Die Pferde haben kein Gefühl dafür, dass sie zu dick sind. Sie brauchen genügend lange Fresszeiten, um gesund und zufrieden zu bleiben. Constanze Röhm hat in ihrem Buch "Purzel speckt ab" ganz wunderbar einleuchtend erklärt, warum es so wichtig ist, dass Pferde ihr Kaubedürfnis stillen können und auch, warum einige Pferde sogar ein noch größeres Kaubedürfnis als andere haben. Können sie dieses Kaubedürfnis nicht ausreichend stillen, so kommen diese Pferd in großen, nicht zu unterschätzenden Stress! Es ist genetisch fest verankert beim Pferd, dass es ständig genug kauen muss um zu überleben. Das Pferd weiß nicht, dass es schon Nahrung im Überfluss aufgenommen hat und meint also, bei solch kurzen Fresszeiten verhungern zu müssen. In der Natur würde es sich energieärmer ernähren, würde sich mehr bewegen und müsste somit deutlich mehr Kauen, um seinen Bedarf zu decken. Und genau das ist im Pferd fest verankert. In den "Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Pferden" (DLG Verlag) wird darum die Futtersuche und -aufnahme als ein Grundbedürfnis von hoher Priorität bezeichnet. Werden Grundbedürfnisse von großer Wichtigkeit nicht erfüllt, kommt es entsprechend zu wirklich krankmachendem Stress.

Auf der anderen Seite ist es natürlich ebenso falsch, die Pferde dauerhaft mit zu großen Mengen Heu zu versorgen, so dass sie dick werden. Das Pferd ist zwar zufrieden, wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls krank. Heu täglich 24 Stunden anzubieten ist also für viele Pferde und bei so einigen Heuqualitäten keine gute Idee!

Was also tun?

sonst wichtigRosensträucher sind jederzeit bei meinen Pferden beliebt!Viele von uns Freizeitpferdehaltern leben in diesem ständigen Zwiespalt zwischen "mein Pferd soll möglichst artgerecht gefüttert werden" und "mein Pferd darf nicht mehr zunehmen / muss abnehmen". Ich habe darüber schon viel geschrieben in meinem Artikel "Mein Pferd ist dick". Wir müssen also davon abkommen, Heu als alleiniges Raufutter zu betrachten und müssen Stroh, Zweige und Äste mit in die Fütterung einbeziehen. Und wir müssen auf die entsprechende Heuqualität achten! Weiterhin sollten wir natürlich für Bewegung sorgen (MIT uns Menschen, aber auch in der Haltung) und die Fresszeiten so gut es geht durch entsprechende Maßnahmen (Heunetze usw) verlängern.

Auch die Fütterungstechnik ist wichtig: Ich favorisiere das Aufhängen von Heusäcken überall im Offenstall- / Auslaufbereich. Denn wenn wir nun aufmerksam gelesen haben, ist uns vielleicht aufgefallen: Die FutterSUCHE- und aufnahme zählt zu den wichtigen Grundbedürfnissen des Pferdes! Ich selber füttere also nur 2 x täglich. Diese beiden Rationen sind so groß gewählt, dass sie für mehrere Stunden reichen. Für 3 Pferde hänge ich 6 engmaschige Heunetze an verschiedenen Stellen auf: Im Stall, am Stall, unter den Bäumen, in der Sonne, im Schatten... Gleichzeitig biete ich immer auch Zweige und Äste an und der Auslauf als solches bietet ebenfalls viele Knabbermöglichkeiten (Haselnusssträucher, Hagebutten usw). Ich beobachte, dass meine Pferde sehr viel umherwandern: Mal fressen sie an dem einen Netz, dann an dem anderen, dann wird gedöst, dann wird wieder an anderer Stelle gefressen, es wird an den Zweigen genascht, dann geht man mal wieder ans Heu - und so sind sie über Stunden beschäftigt und bewegen sich nebenbei. Ich biete so also nicht nur genügend lange Fresszeiten, gleichzeitig stille ich das Bedürfnis nach Futtersuche und dem langsamen Umherschlendern dabei. Und so biete ich meinen Pferden auf diese Weise gleichzeitig eine Menge Entscheidungsmöglichkeiten. Ihr Tagesablauf ist nicht streng durch mich und einem von mir ausgewählten alleinigen Futterplatz und sehr kurzen, genau festgelegten Fresszeiten vorgegeben, sondern sie können selber entscheiden wo und was sie fressen und wissen: Sie können entspannt nach ca. 1,5 bis 2 Stunden eine Fresspause machen, weil anschließend ja noch Futter da ist. (DANKE an dieser Stelle an Conny Röhm, die auf ihren Vorträgen auch über die Wichtigkeit dieser Fresszyklen berichtet! Welch Entspannung für Pferd und Mensch, wenn man sich danach richtet!)

mineralfutterAbwechslung und Verlängerung der Fresszeiten durch Gabe von Zweigen! Und gesund ist es auch noch!Ich sehe natürlich, dass ein solches Management in großen Ställen nicht immer möglich ist. Aber vielleicht kann man als Stallgemeinschaft gemeinsam doch einiges erreichen? Man kann sich für Heuanalysen zusammentun, dann sind die gar nicht teuer. Man kann gemeinsam Heunetze kaufen und auch das etwas aufwendige Füllen übernehmen, so dass man neben der Raufe weitere Fressplätze einrichten kann (das bringt so viel mehr Ruhe in die Herde!) Man kann gemeinsame Pflanzaktionen planen, für Zweige und Äste sorgen usw. Auch Fortbildungsveranstaltungen im Stall zum Thema Fütterung sind eine gute Idee! Natürlich dürfen all diese Vorschläge nicht angreifend oder kritisierend vorgetragen werden. Stallbetreiber haben es wirklich nicht einfach und verdienen sich wohl kaum eine goldene Nase mit der vielen, oft schweren Arbeit, die sie leisten. Mit etwas mehr Verständnis auch für deren Situation und mit ruhigen, sachlichen Gesprächen statt bloßen Forderungen kann man aber oft eine Menge erreichen! Denn welcher Stallbetreiber geht nicht lieber mit zufriedenen Pferden um und spart nebenbei noch an Futtermitteln?

 

Quellenangabe:
"Purzel speckt ab" (Constanze Röhm, Books on Demand 2014)
"Pferdefütterung" (Helmut Meyer und Manfred Coenen, Enke Verlag 2014)
"Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Pferden" (GfE, DLG Verlag 2014)
 

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