Sapodoris fürs Pferd
Ihr Warenkorb ist noch leer.
     telefonische Beratungszeit: Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr      Tel.: 04138 1266

Hinweis:

Zur optimalen Bedienung des Warenkorbes halten Sie das Telefon bitte im Hochformat.

Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal von KPU beim Pferd las, war ich begeistert: DAS war also die Erklärung für all die vielfältigen Probleme, unter denen so viele Pferde leiden! 

Zunächst klang das für mich alles sehr schlüssig (heute denke ich darüber ganz anders) und das müsste man also doch entsprechend gut in den Griff bekommen.

Was ist KPU?

Es gibt im Internet viele ausführliche Artikel zu dieser Stoffwechselstörung. Darum versuche ich hier, nur eine möglichst kurze Zusammenfassung dazu zu geben:

KPU (Kryptopyrrolurie) wurde zunächst bei Menschen diagnostiziert. Diese Störung soll im wesentlichen darin bestehen, dass über den Urin dauerhaft zu viel aktiviertes Vitamin B 6 (P5P) und Zink ausgeschieden werden. Dadurch kommt es zu Mängeln mit vielfältigen Symptomen. KPU beim Menschen soll genetisch bedingt sein.

Im Gegensatz zu KPU beim Menschen handelt es sich beim Pferd laut einiger Autoren nicht um eine genetische Veranlagung, sondern um ein erworbenes Stoffwechselproblem. Die Schlüsselrolle dabei spielt die Darmflora. Die gesunde Darmflora übernimmt viele wichtige Aufgaben, produziert z.B. die wichtigen B-Vitamine, stellt auch das aktivierte Vitamin B 6 (Pyridoxal-5-Phosphat, kurz P5P) zur Verfügung. Dieses P5P ist u.a. wichtig, damit die Leber richtig arbeiten kann. Durch Störungen der Darmflora fehlen die ausreichenden Mengen an aktiviertem Vitamin B6, so dass der Entgiftungsprozess nicht vollständig ablaufen kann. Diese Störung soll nun laut einer der beiden KPU-Theorien dazu führen, dass der Körper eine Notlösung nutzt: Schädliche Stoffe werden an Spurenelemente gekoppelt, vor allem an Zink (aber auch an Selen, Mangan, Eisen) und ausgeschieden. Dadurch soll es zum Mangel an Spurenelementen (besonders an Zink) kommen.

Andere Autoren erklären KPU beim Pferd etwas anders: Sie sagen, dass bei vorliegender KPU giftige Pyrrole (Bausteine des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin, die als Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels anfallen) an Zink und P5P (also der aktiven Vitamin B6-Form) gebunden und über den Urin ausgeschieden werden. Das entspricht dann doch der Erklärung von KPU beim Menschen. Nach dieser Erklärung wird also nicht zu wenig P5P bereitgestellt, sondern es wird zu viel davon ausgeschieden.

Beiden Theorien gemeinsam ist, dass dem Körper letztendlich zu wenig Zink und aktiviertes Vitamin B 6 zur Verfügung steht.

intro imageAuch solch wulstige Beine findet man manchmal bei betroffenen PferdenZu den vielfältigen Symptomen wie Mauke, Raspe, Ekzem, Headshaking, Borrelioseanfälligkeit, Kotwasser, häufigen Infekten, diffusen Lahmheiten, Hufrehe, Verhaltensauffälligkeiten und vielem anderen soll es dann kommen durch die Entgiftungsstörung und durch die Mängel im Spurenelementhaushalt.

Stärker verbreitet hat sich in der Pferdeszene wohl die Erklärungen zu KPU, nach der es sich beim Pferd letztendlich um eine durch die geschädigte Darmflora hervorgerufene Entgiftungsstörung und Mangelerscheinungen handelt. Ich beziehe mich also im weiteren auf diese KPU-Theorie.

Wie geht man damit um?

Die Lösung scheint einfach: Zunächst wird empfohlen, die Darmflora durch Futteroptimierung und verschiedene Kräuterkuren wieder ins Lot zu bringen. Parallel dazu gibt man Spurenelemente und B-Vitamine, vor allem aktiviertes Vitamin B6 (P5P) und Zink. Darmsanierung, aktiviertes Vitamin B 6 und Zink bilden die Kernelemente in der KPU-Behandlung. In manchen Kuren beschränkt sich die Nährstoffergänzung sogar nur auf P5P und Zink. Nach einer Weile werden dann auch Leber und Nieren unterstützt. Das ganze dauert mindestens ein halbes Jahr, meistens jedoch 1 Jahr und mehr.

Und die Erfolgschancen?

So weit klingt das alles recht einleuchtend. Ich ließ also auch unsere Maible testen, von der ich ja wusste, dass sie als Fohlen heftiges Kotwasser hatte. Eigentlich war ich zwar davon ausgegangen, dass ihre Darmflora sich inzwischen doch wieder regeneriert haben müsste. Kotwasser hatte sie jedenfalls nicht mehr. Aber auffällig waren ihre doch recht kleinen Äppelhäufchen und ihr Verhalten. Sie wirkte häufig wie ein Kind mit ADHS – und auch das zählt zu den möglichen KPU - Symptomen.

maible aktionMaible in Aktion! Foto: A. KögelUnd tatsächlich! Der Indikanwert (dieser Wert zeigt das Maß der bakteriellen Fehlbesiedelung) war sehr stark erhöht, der Kryptopyrrolwert immerhin war nur leicht erhöht. Trotzdem! Mit diesen Werten galt Maible nun als Pferd, das von KPU betroffen ist. Planmäßig begannen wir also mit der Darmsanierung und Futterergänzung.

Nach kurzer Zeit wurden Ihre Äppelhaufen größer, sie war weniger gebläht, wirkte zufriedener. Die Kur war zwar nicht billig, aber der Erfolg war ja da! So war ich erst einmal begeistert. Ich empfahl künftig auch einigen meiner Kunden, diesen Test bei ihrem Pferd machen zu lassen. In fast allen Fällen, in denen der Verdacht auf KPU da war, fiel der Test dann auch positiv aus und wir begannen mit den entsprechenden Kuren.

In sehr vielen Fällen gab es schon nach kurzer Zeit deutliche Verbesserungen. Leider jedoch bei weitem nicht immer und auch in den Fällen, in denen es zunächst gute Erfolge gab, kippte nicht selten nach einer Weile wieder alles. So auch bei Maible. Immer wieder schob ich Kuren zur Darmsanierung ein, immer wieder wurde es zwar auch besser, aber es gab auch immer wieder Rückschläge. Insgesamt gesehen war Maibles Zustand nach diesen Kuren jedoch tatsächlich deutlich besser als vorher. So war ich doch erst einmal zufrieden damit.

Bei vielen Pferden in meinem Kundenkreis war das leider jedoch anders: Bei einigen Pferden griffen die teuren Kuren erschreckend wenig. Bei den Pferden jedoch, für die sich nach dem Testergebnis durch Stallwechsel oder andere Maßnahmen die Haltungsbedingungen grundlegend verbesserten, ging es schnell und deutlich merkbar bergauf. Hier griffen die Kuren wunderbar! Oder waren es vielleicht doch eher die Veränderungen der Haltungsbedingungen, die die Besserung herbeiführten?

Erste Zweifel...

ausnahmesituationSolche Situationen sollten die Ausnahmen im Alltag der Pferde sein! Foto: A. Kögel

Langsam begann ich also zu zweifeln. Die Erfolgsquote verglichen mit den hohen Kosten schien mir unbefriedigend. DIE einfache Lösung war es also nicht. So begann ich neu zu recherchieren (Und jetzt nicht nur in den einschlägigen Artikeln aus der Pferdeszene...), mit verschiedenen Menschen (Ärzten, Apothekern usw) zu sprechen, machte mir neu Gedanken.

Als erstes fiel mir auf: Liest man einmal auf verschiedenen Seiten im Internet über KPU, dann erfährt man, dass das Krankheitsbild bei KPU stressinduziert ist, sich bei Stress verstärkt und auch, dass sich der Kryptopyrrolwert bei Stress erhöht. Warum also wird dem Thema Stress in der KPU-Behandlung beim Pferd so wenig Bedeutung beigemessen? Nach meiner Erfahrung ist es einer der ganz entscheidenden Faktoren, die zum Erfolg oder Misserfolg der Behandlung führt. Bei den Pferden, die zum Beispiel weiterhin neben ihrem ungeliebten Boxennachbarn oder in der sehr unruhigen Offenstallgruppe (da reicht schon ein Pferd in der Gruppe, das immer wieder Stress macht) stehen, ist es kaum möglich, alleine durch verschiedene Futterzusätze eine Besserung des Gesundheitszustandes zu erreichen.

Ungefähr zur selben Zeit besuchte ich einen Kurs bei Marlitt Wendt zum Thema „Stress in der positiven Pferdeausbildung“. Einmal mehr wurde mir bewusst, welch vielfältigen Stressfaktoren unsere Pferde doch ausgesetzt sind. Und wenn man sich die möglichen Folgen von chronischem Stress anschaut, gibt es eine sehr große Überschneidung mit den Symptomen, die auch zu den KPU-Symptome zählen. Natürlich! Denn auch anhaltender Stress kann den Stoffwechsel so weit schädigen, dass diverse chronische Krankheiten entstehen können.

harmonische herdeFreie Bewegung bei jedem Wetter in harmonischer Herde tut wohl jedem Pferd gut! Foto: U. KlassenSo stellt sich mir die Frage: Handelt es sich bei KPU schlicht und ergreifend „nur“ um die Folge chronischen Stresses und / oder unpassender Fütterung? Warum macht man dann daraus eine eigenständige Stoffwechselstörung?

Verstärkt wurden diese Zweifel zusätzlich durch eine Veröffentlichung des Robert Koch - Instituts (Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 10 · 2007). Darin heißt es, dass nach heutigem Kenntnisstand die wissenschaftlichen Grundlage fehlt, um eine Diagnose und Therapie dieser Störung überhaupt zu empfehlen. Dazu passt, dass es wie oben erwähnt zwei unterschiedliche Erklärungen zu KPU beim Pferd gibt. Nach der einen, werden giftige Stoffe an Spurenelemente gebunden und ausgeschieden. Nach der anderen Erklärung ist es ein Komplex aus Pyrrolen, Vitamin B6 und Zink. Was also ist richtig? Laut oben genannter Veröffentlichung vom Robert Koch-Institut gibt es für die Identität dieses Komplexes keine fundierten Belege.

Da ich nun also schon am Recherchieren war, versuchte ich herauszubekommen, wie es sich mit der Kernannahme der wohl bekannteren Theorie für KPU beim Pferd verhält – nämlich dem Fehlen des aktivierten Vitamin B6 durch die gestörte Darmflora.

Nun ist es natürlich so, dass eine gesunde Darmflora wichtig ist für die Produktion und Aufnahme der B-Vitamine. Und damit es bei einer gestörten Darmflora nicht zu Vitamin B-Mangel kommt, ist es sicher auch wichtig, in diesem Fall B-Vitamine zu zu füttern (zumal betroffene Pferde ja sehr häufig in irgendeiner Form unter Stress leiden – also auch noch verstärkt B-Vitamine benötigen). Aber macht das schon KPU aus? Und macht es Sinn, sich so auf das aktivierte Vitamin B 6 zu konzentrieren? Macht es nicht viel mehr Sinn, bei gestörter Darmflora eher den kompletten Vitamin B - Komplex zu ergänzen? Und woher kommt die Annahme, dass Vitamin B 6 beim Pferd von der Darmflora in die benötigte aktivierte Form P5P umgebildet wird und darum die Zufuhr von „normalem“ Vitamin B 6 bei gestörter Darmflora nicht aussreicht?

Versuche ich im Internet Antwort auf diese Fragen zu finden, stoße ich auf eine Reihe von Artikeln über KPU beim Pferd – die aber letztendlich alle aus denselben Quellen stammen. WOHER diese Annahmen also wirklich stammen, inwieweit das belegt und erforscht ist, darüber konnte ich nichts finden. Mich macht es stutzig, zwar unendlich viele Artikel mit ähnlichem Inhalt zu lesen, aber über genauere Hintergründe und zu meinen offenen Fragen nichts zu finden. Das, zusammen mit der Veröffentlichung des Robert Koch-Instituts und meinen Erfahrungen haben nun dazu geführt, dass ich mich der „KPU-Theorie“ so nicht mehr anschließen mag.

Und jetzt? Was tun mit betroffenen Pferden?

wohlbefindenDie Möglichkeit, sich frei an verschiedenen Sträuchern im Auslauf bedienen zu können, trägt sicher sehr zum Wohlbefinden bei!Eine gründliche "Ursachenforschung" ist wichtig. Und zwar eine Ursachenforschung für jedes einzelne der Probleme! Oft ist es zwar so, dass unterschiedliche Symptome direkt oder indirekt zusammenhängen. Man darf aber nicht automatisch davon ausgehen, dass immer alles zusammenhängt und auf DIE eine Krankheit hindeutet. So kann z.B. die Mauke bei dem betroffenen Pferd einfach durch Milben verursacht worden sein und es hustet und leidet unter Kotwasser, weil schimmelbelastetes Heu gefüttert wird. Da würde also eine Darmsanierung mit anschließender "Entgiftung" wohl wenig helfen...

Ich halte es für sinnvoller, für jedes Pferd ganz individuell zu schauen: An welchen Punkten in Haltung und Fütterung gibt es Probleme? Wie kann das optimiert werden? Dabei hilft es nicht, einfach die Verantwortung auf Futter XY zu schieben und dann zu meinen, dass nun alles gut wird, weil man seinem „kranken“ Pferd ja nun die entsprechende „Kur“ gibt. Das würden sich wohl alle Pferdebesitzer wünschen und so verspricht es gerne auch die Werbung für diverse Futtermittel. Aber so einfach ist es nicht!

Es gehört immer wieder dazu, sich selber, den Umgang mit dem Pferd, die Haltung und Grundfütterung genau zu hinterfragen, zu überprüfen und immer weiter zu verbessern. Es ist schwer, sich selber einzugestehen, dass man seinem Pferd womöglich ungewollt immer wieder Stress macht. Und es ist auch schwer zu akzeptieren, dass das Pferd in dem so tollen Stall mit so tollen Reitmöglichkeiten und so netten Menschen möglicherweise nicht glücklich ist, weil z.B. die Gruppenzusammensetzung nicht passt, der Auslauf zu klein ist, die Futterpausen zu lang sind, die Pferde zu oft wechseln, die Heuqualität einfach immer wieder schlecht ist oder, oder, oder. 

Ich mag also nicht versprechen: „Gib Deinem Pferd Futter XY und alles wird gut!“ Darum gibt es bei mir kein KPU-Futter mehr und auch keine Kuren, die bei all den Pferden mit „KPU-Problematik“ immer nach demselben Schema durchgeführt werden.

Vielmehr sind ausführliche Gespräche nötig um zu schauen, wo es wohl haken könnte. Und auch eine Blutuntersuchung (Großes Blutbild, Gesamtprofil und Zink, Selen, Eisen, Kupfer, Mangan – bitte Ergebnis aushändigen lassen) und Heuanalysen helfen sehr dabei, das Pferd gezielt unterstützen zu können. Aber bei aller Futteroptimierung darf nicht vergessen werden: Chronischer Stress ist wohl der für die Gesundheit unserer Pferde größte Störfaktor!

Und so kann ich inzwischen berichten: Nach wie vor bekomme ich viele Anfragen von Menschen, bei deren Pferd KPU diagnostiziert wurde. Bei einigen schlug die Kur wie oben beschrieben zunächst gut an, bei anderen eher mäßig oder gar nicht. In sehr vielen Fällen stellte sich dann heraus, dass Magenprobleme (und Stress) die eigentliche Ursache für all die Sympthome waren. (Lesen Sie gerne hier: Mein Pferd hat doch...) In anderen Fällen wurde die Pferde "einfach" über längeren Zeitraum massiv mit Eiweiß unterversorgt (lesen Sie gerne hier: Gefährliches Eiweiß?) oder es gab sonstige Mängel in der Ernährung. Die genaue "Bestandsaufnahme" lohnt sich also immer wieder!

 

Kennen Sie schon den Sapodoris-Newsletter? Melden Sie sich gerne HIER dafür an und achten Sie bitte dann auf die  E-Mail mit dem Bestätigungslink.