Für sehr viele Pferdebesitzer ist es eine Selbstverständlichkeit, über die gar nicht weiter nachgedacht wird: 2 x jährlich (zum Fellwechsel) muss das Pferd entgiftet werden. Doch macht man sich oft kaum Gedanken darüber, was es damit auf sich hat.
Was passiert da und welche Substanzen werden gegeben? Machen solche "Kuren" pauschal zu bestimmten Zeitpunkten überhaupt Sinn? Wenn man "Entgiftung Pferd" in die Suchmaschine eingibt, bekommt man eine Vielzahl an Produkt-Vorschlägen: In erster Linie sind es
- Produkte auf Basis von verschiedenen Gesteinsmehlen
- oder aber Produkte für Leber und / oder Nieren.
Schauen wir uns zunächst die Gesteinsmehle (Tonminerale) an:
Tonminerale (z.B. Montmorillonit) kommen in der Natur auch im Boden vor. Dort schätzt man die hohe Fähigkeit zur Speicherung von Wasser- und Nährstoffen und die Pufferkapazität. Tonminerale haben ein sehr hohes Bindungsvermögen für Flüssigkeiten und für positiv geladene Ionen (Kationen) - sie können Mineralstoffe wie z.B. Calcium, Kalium, Natrium und einige Schwermetalle (aber auch einige Spurenelemente zählen zu den Schwermetallen!) binden. Nährstoffe werden im Boden u.a. durch den Gehalt an Tonmineralen vor der Auswaschung geschützt.
Tonminerale sind zudem in der Lage, sehr viele H+ Ionen (also die säurebildende Ionen) zu binden - der pH-Wert steigt (Säure wird neutralisiert). Übrigens werden bei sehr niedrigem pH-Wert sehr viele H+-Ionen aufgenommen, dafür aber Aluminium freigesetzt.
In der Pferdefütterung möchte man die Fähigkeit nutzen, schädliche Stoffe zu binden. Und ja - sicherlich gibt es hin und wieder Situationen, in denen das Sinn macht. Aber ganz klar muss man sagen: Tonminerale können nur das binden, womit sie direkt in Berührung kommen - also das, was sich zeitgleich auch im Verdauungstrakt befindet. Gesteinsmehle können nicht wie Magneten sämtliche schädliche Stoffe aus dem Körper ziehen. Und sie binden nicht nur schädliche Stoffe - sie binden Flüssigkeiten und Kationen (zu den Kationen zählen auch z.B. Zink und andere Spurenelemente), mit denen sie in Berührung kommen. Sie binden also auch wichtige Verdauungssäfte und Nährstoffe.
Es wird zwar immer wieder gesagt, die Tonminerale könnten unterscheiden zwischen schädlichen Schwermetallen und solchen, die der Organismus benötigt. Aber wie soll das gehen? Und warum werden im Boden Nährstoffe gebunden und im Körper nicht? Trotzdem ist es natürlich auch bei den Nährstoffen so: Es wird nur das aufgenommen, womit die Gesteinsmehle direkt in Kontakt kommen.
Wie eingangs geschrieben, kann es Situationen geben, in denen die Gabe von Tonmineralen Sinn macht. Nur ist immer abzuwägen, wann es Sinn macht und dazu muss man realistisch sehen, was Tonminerale können - und was nicht. Solche Substanzen machen also nur bei akuten Belastungen Sinn, aber nicht einfach prophylaktisch zu bestimmten Zeitpunkten.
Und was ist mit den Produkten für die Leber?
Die Leber als zentrales Stoffwechselorgan zählt neben Nieren und Darm zu den wichtigsten Entgiftungsorganen. Sie ist ein äußerst leistungsfähiges und regenerationsfähiges Organ - und mit ca. 5 kg nicht
gerade klein. Da die Leber so viele wichtige Aufgaben übernimmt, ist es natürlich richtig, ihr genügend Aufmerksamkeit und Sorgfalt zukommen zu lassen. Probleme der Leber führen zu vielfältigen Problemen im Organismus, darum ist sorgfältige Futterhygiene und Achtsamkeit beim Futterangebot notwendig.ABER diese Sorgfalt sollte nicht verwechselt werden mit Überbesorgnis. Denn wie schon geschrieben, handelt es sich bei der Leber um ein sehr leistungsfähiges Organ, dem wir doch einiges zutrauen können. Die Leber des Pferdes ist durchaus in der Lage, auch mit einem gewissen Anteil an Schadstoffen zurecht zu kommen - immerhin zählt das zu ihren Aufgaben. Die Vorstellung, dass wir als Pferdebesitzer unser Pferd mindestens 2 x jährlich entgiften müssten, ist so darum nicht richtig.
Trotzdem gibt es aber Belastungen, die für die Leber zu viel sind und durch die sie Schaden nimmt - die entsprechenden Werte in der Blutanalyse steigen deutlich an. Giftpflanzen, Mykotoxine in Futtermitteln oder bestimmte Medikamente können verantwortlich sein - aber auch unpassende Fütterung, Übergewicht, zu schnelles Abnehmen oder chronischer Stress können zu Leberproblemen führen. Stress, Übergewicht oder Fütterungsfehler sind weit häufiger die Ursache von Leberproblemen als tatsächlich aufgenommene Giftstoffe.
Aber so oder so: Ist die Leber zu stark belastet, so muss man reagieren und kann auch einiges über die Fütterung tun.
- Wir können durch bestimmte Substanzen die Regeneration der Leber fördern und die Leberzellen stabilisieren.
- Zudem sollte die Leber entlastet werden, indem wir möglichst die Ursache finden und abstellen und die Fütterung anpassen.
Wie unterstützen wir die Leber durch die Fütterung?
In der Regel enthalten Produkte zur Leberuntersützung Mariendistel in unterschiedlichen Formen: Mariendistelöl, Mariendistelsamen, Mariendistelpresskuchen oder Mariendistelextrakt. Die Samenschalen der Mariendistel enthalten den Wirkstoff Silymarin, der die Regeneration der Leberzellen unterstützen und so die Leber stärken soll. Es gibt jedoch zwei Probleme: Silymarin ist nicht wasserlöslich und zudem schwanken die natürlichen Silymaringehalte in Mariendistel-Produkten stark. Es wird darum empfohlen, bei Leberproblemen mit standardisierten Extrakten zu arbeiten, bei denen ein genauer Wirkstoffgehalt ausgewiesen ist.
Zur Dosierung von Silymarin wird immer noch geforscht und man findet recht unterschiedliche Angaben. Teilweise liest man von ca. 2 mg - teilweise auch von 5 - 10 mg Silymarin / kg Körpergewicht. Das wären also ca. 1.000 bis 5.000 mg Silymarin für ein 500 kg-Pferd pro Tag.
Da die Spannbreite der Dosierungen also sehr breit ist, würde ich (und so pendeln sich aktuell einige Empfehlungen ein) ungefähr das Mittel annehmen: Also ca. 3.000 mg Silymarin für ein 500 kg-Pferd pro Tag. Würde man diese Dosierung über Mariendistelsamen erreichen wollen, müsste man (je nach Silymarin-Gehalt) ca. 100 bis 200 g Mariendistelsamen täglich füttern. Auch darum empfiehlt sich die Verwendung entsprechender Extrakte.
Es ist also nicht damit getan, in irgendeiner Form und irgendeiner Dosierung Mariendistel zu geben - man muss auf den Silymaringehalt und die entsprechende Dosierung achten, wenn man eine effektive Unterstützung der Leber erreichen möchte. Neben Mariendistel kommen gerne verschiedene andere Kräuter zum Einsatz: Besonders die bitterstoffreiche Artischocke (hier geht es um das enthaltene Cynarin) und Bockshornkleesamen (enthält natürliche Antioxidantien) haben sich als sinnvolle Ergänzung erwiesen.
Weitere Nährstoffe
Eine bedarfsgerechte Fütterung ist die Voraussetzung dafür, dass die Leber regenerieren kann. Denn die Regeneration aller Strukturen benötigt Nährstoffe. Gleichzeitig belastet eine Überversorgung die Leber. Man kommt also nicht darum herum, die Ration genau anzuschauen. Eine Heuanalyse ist dabei sehr hilfreich. Lesen Sie gerne dazu hier: Heuanalyse
Einen besondern Blick sollte man auf die Versorgung mit Vitamin E und C legen, denn Antioxidantien sind wichtig bei Leberproblemen. Auch B-Vitamine, Betain und Lecithine sollten gut in der Ration enthalten sein. Lecithin gilt als leberschützend, weil es das für Lebergesundheit und Stoffwechsel wichtige Cholin enthält. Viele dieser Stoffe können auch in guter Dosierung schon in hochwertigen Produkten zur Mineralstoffergänzung enthalten sein.
Entlastung der Leber
Bei erhöhten Leberwerten wird als erstes an mögliche Giftpflanzen im Heu / auf der Wiese gedacht. Natürlich sollte das kontrolliert werden, aber in den meisten Fällen stecken andere Dinge dahinter. Aktuell gibt es viele Probleme mit einem erhöhten Keimgehalt im Heu. Mykotoxine sind schon in geringen Menegn gesundheitsschädlich. Man kann Heu zwar bedampfen, um Mikroorganismen abzutöten und Staub zu binden. Das funktioniert sehr gut! Jedoch werden Mykotoxine dadurch nicht aus dem Heu entfernt. Darum sollte man beim Verfüttern von belastetem Heu (leider lässt sich das nicht für jeden Pferdebesitzer immer vermeiden!) nicht nur an den Staub, sondern auch an die möglicherweise enthaltenen Mykotoxine denken.
Hefezellwände können Mykotoxine im Verdauungstrakt binden, darum macht es Sinn, entsprechende Produkte möglichst mehrmals täglich zu geben.
Weiterhin sind natürlich Futtertröge, Tränken, Heunetze, Heuraufen, Halter von Salzlecksteinen usw regelmäßig gründlich zu reinigen, denn diese Gegenstände sind nicht selten Brutstätten für verschiedene Keime.
Auch in Wasserleitungen und Schläuchen können sich (besonders im Sommer) unerwünschte Keime vermehren, wenn sie nicht regelmäßig mit heißem Wasser durchspült oder ausgewechselt werden.
Sehr häufig erlebe ich, dass Pferde unter besten hygienischen Bedingungen leben - es lässt sich keinerlei Belastung feststellen und trotzdem sind ständig wieder die Leberwerte erhöht. Und immer wieder beobachte ich dann: Nach einer Magenbehandlung und / oder wenn bestimmte Stressfaktoren abgestellt werden können, werden die Leberwerte deutlich besser und bleiben auch besser. So zeigt immer wieder: Stress spielt bei Leberproblemen häufig eine große Rolle.
Eine weiter häufige Ursache ist das Übergewicht vieler Pferde oder dann auch das zu schnelle Abnehmen. Beides belastet ebenfalls die Leber.
Passende Produkte aus dem Sapodoris-Sortiment:
Neben dem Saposan L mit Mariendistel- und Artischockenextrakt empfehlen wir besonders das Oligo plus zur Vitamin- und Mineralstoffversorgung - alternativ Alpuvita oder Victus pro.
Falls ein anderes Mineralfutter gegeben wird, könnte man evtl. mit dem B-Komplex zusätzlich ergänzen.
Hefezellwandextrakt (Mykotoxinbinder) ist Hauptbestandteil im Protect, aber auch in Saposan L enthalten.