Viele Beratungs-Anfragen erreichen mich zum Thema PSSM - Fütterung, Haltung und Training stellen betroffene Pferdebesitzer oft vor große Probleme. Aktuell wird vor allem nach Futtermitteln bei MIM (vormals PSSM2 durch den Gentest festgestellt) gefragt.
Wie also gehe ich damit um? Es ist ein gewisser Zwiespalt: Ich könnte einfach das empfehlen, was von mir erwartet wird. Ich könnte mich einigen gängigen Empfehlungen anschließen, wie sie momentan vielfach zu lesen sind.
Aber genau damit tue ich mich schwer. Ich mache mir einige Gedanken dazu, die sonst oft außen vor gelassen werden.
Zunächst einmal unterscheidet man PSSM Typ1 und PSSM Typ2. PSSM1 ist schon seit einigen Jahren bekannt und recht gut erforscht. Betroffen sind besonders Pferde eher kaltblutgeprägter Rassen und Westernpferde. Auch meine Tinkerstute Celina trägt das PSSM1-Gen.
PSSM1 kann man also schon seit recht vielen Jahren anhand eines anerkannten Gentests im Labor feststellen. Immer wieder fielen aber Pferde auf mit Symptomen ähnlich wie bei PSSM1, ohne dass man das dafür verantwortliche Gen fand. Auch in Muskelbiopsien fanden sich entsprechende Auffälligkeiten. Diese Erkrankungen mit Symptomen wie bei PSSM1 und auch Auffälligkeiten in der Muskelbiopsie fasste man unter PSSM2 zusammen.
Es wurde weiter geforscht und ein Labor fand sechs verschiedene Gen-Varianten, die für PSSM2 verantwortlich sein sollten. Diese Gentests werden nun vielfach eingesetzt zur Diagnosefindung - sind aber nicht validiert. Das bedeutet: Man hat es nicht geschafft, einen Zusammenhang zwischen diesen 6 Genen und PSSM2 festzustellen. Das Labor hat dann einen neuen Namen eingeführt: Sie sprechen bei diesen 6 Genvarianten von MIM (Muskel-Integritäts-Myopathien). Es ist also NICHT so, dass PSSM2 umbenannt wurde. Lediglich das (kommerzielle) Labor gibt nun den 6 Genen, von denen sie angenommen hatten, sie wären für PSSM2 verantwortlich (was sich ja aber nicht bestätigt hatte), einen neuen Namen.
Nach wie vor gibt es auch PSSM2! Verschiedene Myopathien, die man in der Muskelbiopsie feststellen kann (ohne PSSM1-Gen) nennt man nach wie vor PSSM2. Darunter fallen z.B. RER oder MFM. DAVON sind aber nur sehr wenige Pferde betroffen, während es MIM (in allen Rassen) sehr häufig gibt.
Mag sich nun jeder selber darüber Gedanken machen, was davon zu halten ist, dass dem Kind nun einfach ein neuer Name gegeben wurde. Und man mag sich dann doch sehr darüber wundern, dass immer noch der Anschein erweckt wird, es würde um PSSM 2 gehen... Um festzustellen, dass das nicht so ist, muss man schon sehr genau suchen auf der Internetseite des Labors. Da wäre mehr Offenheit sicherlich wünschenswert gewesen - vertrauenserweckend ist das SO nicht gerade.
Auch ich habe für eine meiner Stuten den Test machen lassen, denn sehr viele der beschriebenen Symptome passen auf sie. Zuvor hatten wir schon auf PSSM1 testen lassen, aber das Ergebnis war n/n (also kein PSSM1). Das PSSM2 - Ergebnis für diese so sehr auffällige Stute sieht man auf nebenstehendem Foto. Dabei passten zu ihr quasi alle Symptome, die für "typisch" bei MIM gelten...
Natürlich haben Gene immer irgendwelche Funktionen und so mag es gut sein, dass es es gewisse Auffälligkeiten geben könnte bei Anwesenheit der Gene. Aber Studien gibt es dazu noch nicht, das sind reine Erfahrungsberichte.
Welche MIM-Futterpläne machen Sinn?
Sicher gibt es sehr viele sinnvolle Pläne und Empfehlungen. Aber diese Pläne sind nur dann wirklich sinnvoll, wenn sie auch zum jeweiligen Heu passen. Geht man zu leichtfertig und unkontrolliert mit manchen Empfehlungen um, so bergen diese durchaus Gefahren. Natürlich gibt es
inzwischen einen großen Pool an Erfahrungen, worauf bei welcher Variante besonders zu achten ist. Und natürlich sollten man diese Vielzahl an Erfahrungen nutzen und berücksichtigen. Aber bevor man beispielsweise die Eiweißzufuhr extrem erhöht oder noch zusätzliches Mangan gibt oder sämtliche Futtermittel mit etwas höherem Calciumgehalt total meidet, muss man sich immer erst das Heu anschauen. Und das kann ich nicht stark genug betonen! VOR einer Futterumstellung, in der man mit besonderen Mengen in einigen Bereichen arbeiten möchte, MUSS die Heuanalyse stehen!Das möchte ich gerne ein wenig erklären:
In den letzten Wochen hatte ich Heuanalysen auf dem Tisch mit Gehalten an dünndarmverdaulichem Rohprotein zwischen 17 g und 77 g / kg Heu. Nun stellen wir uns mal ein 500 kg-Pferd vor mit einem Tagesbedarf von 315 g dvRP (dünndarmverdauliches Rohprotein). Und dieses Pferd bekommt z.B täglich 10 kg Heu. Bei dem eiweißarmen Heu mit nur 17 g dvRP nimmt es dann 170 g dvRP pro Tag auf und der Bedarf wird also nicht annähernd gedeckt. Bei dem eiweißreichen Heu würde es mit 10 kg gleich 770 g dvRP aufnehmen - also schon mehr als den doppelten Tagesbedarf und 4,5 mal so viel wie mit dem eiweißarmen Heu.
Es sollte also auf der Hand liegen, dass man zu so unterschiedlichem Heu nicht dieselben Futtermittel zugeben darf, nur weil eine bestimmte MIM-Genvariante vorliegt. Aber ohne Analyse weiß man nicht, wieviel nun tatsächlich enthalten ist. In den vergangenen Jahren konnte man es recht gut anhand des Erntezeitpunktes ein wenig einschätzen, in diesem Jahr sieht das ganz anders aus.
Wir hatten in den letzten Jahren durch die Trockenheit insgesamt häufig sehr einweißarmes Heu. Sehr viele Pferde litten unter Eiweißmangel, was man ohne Heuanalyse nicht unbedingt leicht feststellen kann (bzw. meist erst, wenn sich das Pferd schon wirklich im Mangel befindet). Weil Jahre zuvor immer vor zu viel Eiweiß gewarnt wurde, kam man vielfach gar nicht auf die Idee, dass das Heu aus den so sehr trockenen Sommern nicht zur Proteinversorgung ausreichen könnte. Die Pferde bauten Muskulatur ab, die Hornqualität nahm ab (was oft auch zu Fühligkeit führte), die Pferde liefen nicht mehr locker und von Leistungsfähigkeit und Motivation war nichts mehr zu spüren. Diesen Pferden ging es natürlich schnell deutlich besser, wenn die Eiweißzufuhr kräftig erhöht wurde.
Hat man nun in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass es dem Pferd viel besser geht, wenn man tüchtig Eiweiß zufüttert, so wird man vermutlich auch in diesem Winter einfach so weiterfüttern, wie es sich in den letzten beiden Jahren bewährt hat. Doch VORSICHT! Arbeitet man nun ohne Heuanalyse (und hat auch in den vergangenen Jahren darauf verzichtet), so kann das unter Umständen arg danebengehen: Tatsächlich habe ich so einige Heuanalysen gesehen, in denen die Gehalte an dünndarmverdaulichem Rohprotein in diesem Jahr doppelt so hoch waren wie im Jahr zuvor von derselben Fläche zu ähnlichem Erntezeitpunkt.
Ähnlich ist es auch bei einigen Mineralstoffen: Wir hatten in den vergangenen Jahren fast immer genug (oft überreichlich) Calcium im Heu. In diesem Jahr hatte ich erstaunlich viele Analysen auf dem Tisch, die eben nicht genug Calcium aufwiesen. Dafür war vielfach der Mangangehalt so hoch, dass man bei 10 kg Heu schon bei einer Mangangabe von ca. 1500 bis 3000 mg / Tag landet (Tagesbedarf 500 kg-Pferd 425 mg).
"Viel hilft viel?"
Immer sollte man bedenken, dass alle Nährstoffe im Körper in einem gewissen Gleichgewicht stehen sollten. Es gibt Zusammenspiel und Wechselwirkung, Verdrängung und Ergänzung. Kein Nährstoff kann ganz allein etwas bewirken. An sämtlichen Stoffwechselprozessen sind unterschiedliche Stoffe beteiligt und in sämtlichen Geweben finden sich zahlreiche unterschiedliche Nährstoffe. Und daraus, wieviel der Körper für unterschiedliche Prozesse verbraucht bzw. in welchen Mengen die jeweiligen Nährstoffe in den unterschiedlichen Geweben enthalten sind, ergibt sich der jeweilige Bedarf.
Wir beschränken uns in der Fütterung vor allem auf die Nährstoffe, die wir in Blut- oder Heuanalysen messen können. Das sind z.B. bei den Spurenelementen Zink, Kupfer, Eisen, Mangan, Selen und manchmal Jod. Es gibt aber noch einige mehr! Nur für diese kennen wir kaum die Bedarfswerte und wissen manchmal nicht einmal, ob sie überhaupt essentiell sind. Wir berücksichtigen also längst nicht alle Mineralstoffe. Das ist wohl auch völlig in Ordnung, denn bei diesen anderen Spurenelementen scheint es bei normaler Fütterung keine Hinweise auf Mängel zu geben.
Ähnlich ist es bei den Aminosäuren: Man geht von 10 essentiellen Aminosäuren aus, berücksichtigt in der Fütterung aber vor allem 3 davon: Lysin, Threonin und Methionin. Nur von diesen 3 Aminosäuren haben wir Bedarfswerte, denn dies sind die sogenannten limitierenden Aminosäuren beim Pferd - also die, die am ehesten fehlen könnten. Bei den anderen Aminosäuren haben wir keine Bedarfswerte. Auch das ist völlig in Ordnung, denn bei ausreichender Eiweißversorgung haben wir normalerweise nicht mit einem Mangel an diesen anderen Aminosäuren zu rechnen.
Und dann gibt es noch all die Vitamine, vitaminähnliche Substanzen, Fettsäuren und verschiedene andere Stoffe in der Nahrung, über die wir (besonders beim Pferd) teilweise wenig wissen - oft schon gar nicht einen konkreten Bedarf kennen. Manches davon wird zugefüttert aus der Erfahrung heraus, über andere Dinge machen wir uns gar keine Gedanken.
Was hat das mit der MIM-Fütterung zu tun?
Wenn ich mir anschaue, wie wenig wir eigentlich über einen großen Teil der Nährstoffe wissen, dann habe ich schon sehr großen Respekt davor, so sehr massiv in einige Bereiche einzugreifen. Es ist eine Sache, anhand von Analysen und den Bedarfswerte-Tabellen fehlende Nährstoffe in der Ration zu ergänzen. Aber doch eine andere Sache ist es, weit über den normalen Bedarf hinaus etwas zu empfehlen.
Erhöht man nun ein paar ausgewählte Nährstoffe stark über den normalen Bedarf hinaus OHNE durch Heuanalysen zu überprüfen, was man denn überhaupt schon füttert, dann kommt man in einigen Fällen durchaus mal auf absurd hohe Mengen. Warum soll ich beispielsweise einem Pferd, das schon über das Heu den 3-oder 4-fachen Tagesbedarf an Mangan bekommt noch mal die doppelte Tagesdosis obendrauf packen? Oder was passiert, wenn ich einem Pferd, das schon über das Heu den doppelten Tagesbedarf an Eiweiß bekommt, noch mal den kompletten Tagesbedarf obendrauf gebe?
Durch die unkontrollierte Erhöhung einzelner Mineralstoffe verursachen wir möglicherweise ungewollt stärkere Ungleichgwichte. Andere Mineralstoffe werden schlechter aufgenommen, das Pferd kommt in einen Mangel und man erhöht auch an der Stelle dann die Dosierung. Und so wird immer weiter und weiter hochgeschraubt.
Auch muss man überlegen: Wenn wir so weit über den Bedarf hinaus füttern, dann muss das Pferd auch sehr viel von diesen Stoffen wieder ausscheiden. Es gibt im Futtermittelrecht für einige Mineralstoffe festgelegte Höchstmengen, die nicht überschritten werden dürfen. Und das aus gutem Grund! Denn die hohen Ausscheidungen durch so sehr überhöhte Fütterung reichern sich im Boden an und können dort in zu hohen Mengen das Bodenleben schädigen. Und dies ist ein Punkt, den wir Pferdeleute doch durchaus berücksichtigen sollten.
Und wenn man keine Heuanalyse machen lassen kann?
Erst einmal rate ich dringend dazu, darüber doch noch einmal nachzudenken. Den Einwand, dass ja eh jeder Ballen anders wäre, den kann man nicht immer gelten lassen. Denn man nimmt sowieso für die Heuanalyse mindestens 8 bis 10 Einzelproben, mischt diese gut durch und verschickt dann die Probe aus der Mischung. Und so kann man durch geschickte Probennahme durchaus auch aussagekräftige Ergebnisse bekommen aus unterschiedlichen Chargen.
Wird (so ist es oft in kleinen Privatställen) vom Heulieferanten immer nur 1 Ballen zur Zeit angeliefert, dann besteht sicher die Möglichkeit, dem Landwirten die Situation zu erklären und dann im Lager Proben nehmen zu können. In der Regel finden Landwirte es auch sehr spannend, wie dann das Ergebnis der Analyse aussieht.
Wechselt im Laufe des Jahres die Heusorte jeweils alle paar Wochen / Monate, so stehen in dem Stall vermutlich viele Pferde und man kann sich sicher mit anderen Pferdebesitzern zusammentun und sich die Kosten für die Analysen teilen. Letztendlich ist eine wirklich bedarfsgrechte Fütterung nicht nur fürs Pferd gesünder, sie schont auch die Umwelt und den Geldbeutel. Mit diesen Argumenten wird man doch bestimmt Miteinsteller finden, mit denen man sich für Analysen zusammentun kann? Mehr zu diesem Thema habe ich hier geschrieben: Heuanalysen.
Es gibt dann noch den Extremfall, dass Pferde in einem so großen Stall stehen, dass die Heuchargen alle paar Tage wechseln. Hier muss man sich dann fragen: Ist ein solcher Stall überhaupt geeignet zur Haltung von Pferden mit muskulären Auffälligkeiten? Dazu später mehr...
Welche Futtermittel setze ich vor allem ein?
Aber wenn es dann doch wirklich keine Möglichkeit gibt, eine sinnvolle Heuanalyse machen zu lassen, dann muss man natürlich mit durchschnttlichen Werten rechnen. In diesen Fällen gehe ich nur sehr vorsichtig an Erhöhungen in bestimmten Bereichen heran. Sehr gerne arbeite ich in solchen Fällen erst einmal mit dem Alpuvita zusammen mit Quintus. Ich nutze also ein breit aufgestelltes Mineralfutter und kombiniere mit einem Futtermittel, das allerhand natürliche Nährstoffe liefert, die wir ansonsten nicht explizit berechnen und berücksichtigen. Ich erhöhe also nicht stark nur in bestimmten Bereichen, sondern biete eher ein breiter gefächertes Nährstoffspektrum, in dem ich natürlich aber die für die Muskulatur wichtigen Nährstoffe besonders berücksichtige.
Wenn sich bei einer Heuanalyse herausstellt, dass das Heu tatsächlich zu eiweißarm ist, arbeite ich auch hier nicht nur mit 1 oder 2 verschiedenen Eiweißkomponenten, sondern nutze eine größere Spannbreite. Es geht nicht einfach nur darum, den Eiweißbedarf irgendwie zu decken - auch ein breites Aminosäuremuster ist wichtig. Denn wie oben geschrieben: Über die meisten Aminosäuren wissen wir ja in der Pferdeernährung noch gar nicht so viel. Also ist breit aufgestellte Vielfalt wichtig. Da bieten sich z.B. die Proteinhappen an.
Antioxidantien sind bei betroffenen Pferden meist sehr wichtig. Hier nutze ich neben Vitamin E auch sehr gerne verschiedene pflanzliche Antioxidantien in den Produkten. Auch hier ist sicher eine gewisse Vielfalt von Vorteil - leider aber nicht unbedingt immer in Zahlen und Analysen berechenbar.
Aktuell setze ich oft gerne statt Alpuvita das Purvital oder Victus pro bei MIM-Pferden ein, evtl. auch in Kombination mit Magnesium. Denn in diesem Jahr berechne ich recht häufig Rationen mit Heu, in dem schon so reichlich Mangan enthalten ist, dass man es auch bei MIM nicht zugeben sollte. Bei Magnesium nutze ich durchaus gerne auch Magnesiumoxid, denn ich möchte einen möglichst gleichmäßigen Magnesiumspiegel haben. Das Pferd soll ja nicht nur punktuell zur Arbeit von schnell verfügbarem (aber auch schnell wieder ausgeschiedenem) Magnesium profitieren, sondern gerne ganztägig.
Bei den Aminosäuren gebe ich nicht die oft empfohlenen 10 g Lysin, 5 g Methionin und 3 g Threonin, sondern richte mich da nach den Bedarfwerten der GfE. Dazu haben ich diesen Artikel geschrieben: Aminosäuren Und als Produkt zur Aminosäureergänzung arbeite ich entsprechend mit dem Dermino, AminoGast oder Quintus.
Was ist sonst noch zu bedenken?
Man darf weder das Pferd mit seinen Befindlichkeiten nur auf MIM reduzieren, noch darf man MIM als Herausforderung lediglich in der Fütterung betrachten. Neben der angepassten (bedarfsgerechten!) Fütterung sind natürlich wie bei jedem anderen Pferd immer zu beachten:
- die Haltung
- das Training
- der allgemeinen Umgang
- die Hufbearbeitung
- sämtliche Ausrüstungsgegenstände
- mögliche andere Erkrankungen
Sehr, sehr viele von MIM betroffene Pferde leiden unter Magenproblemen. Das ist nicht weiter verwunderlich, gelten diese Pferde doch als besonders sensibel. Dies ist als erstes zu bedenken. Und manchmal weiß man nicht genau: Läuft das betroffene Pferd wirklich unsauber, klamm und unwillig weil es MIM hat? Oder ist es doch der schmerzende Magen, der dazu führt? Baut das Pferd nicht genügend Muskulatur auf, weil es für ein MIM-Pferd nicht genügend mit Eiweiß versorgt ist? Oder kann es Eiweiß durch Probleme im Magen- / Dünndarmbereich nur unzureichend verwerten?
Natürlich muss man bei diesen Pferden die Haltung genau anschauen: Pferde, die unter Myopathien leiden, brauchen regelmäßige, stressfreie Bewegung. Sehr gut geführte Offen- oder Aktivstallhaltung mit möglichst konstanten Pferdegruppen wären darum ideal. Gleichzeitig muss das Pferd aber auch zur Ruhe kommen können, es muss sich bei Bedarf unterstellen können und natürlich müssen ausreichend genügend weiche Liegeflächen zur Verfügung stehen. All das sollte eigentlich für alle Pferde gelten, ist aber leider alles andere als selbstverständlich.
In allen Dingen ist zu beachten: Regelmäßigkeit und Beständigkeit kommt vielen Pferden mit Myopathien sehr entgegen. Das ist wohl auch gut nachvollziehbar, denn körperliche Einschränkungen machen sich natürlich auch psychisch bemerkbar. Und bei einem nervösen, unsicheren Pferd kann man keine lockere Muskulatur und auch keinen zufriedenstellenden Muskelaufbau erwarten. Das kann sich also gegenseitig sehr unschön hochschaukeln. So ist es wichtig, diesen Pferden auf behutsame, einfühlsame Art und Weise zu einem besseren Körpergefühl zu verhelfen ohne sie dabei zu überfordern (sowohl vom Kopf als auch von der Muskulatur her).
Mein Fazit?
MIM ist ein äußerst vielschichtiges Thema, zu dem wir noch recht wenig gesicherte Daten für die Praxis haben. Der Test ist noch nicht validiert, die Symptome, Fütterungsempfehlungen und anderes basieren vor allem auf Erfahrungen. Erfahrungen sind wichtig und sollten genutzt werden - keine Frage! Jedoch darf man nicht vergessen, dass bei jedem einzelnen betroffenen Pferd sehr viele Dinge mit reinspielen können.
Egal, ob es sich um PSSM oder MIM handelt: Nie darf das Pferd nur darauf reduziert werden. Die Diagnose darf nicht dazu verführen, dann alles über die Fütterung regeln zu wollen. Die Fütterung ist ein sehr wichtiger Punkt. Aber immer muss man auch alle anderen oben genannten Punkte mit berücksichtigen und umfassend schauen.
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